Die neue Kegelsaison hat begonnen
Am 21. September starteten die Kegler des SVN in die neue Wettkampfsaison. Der erste Wettkampf sollte gegen die Mannschaft aus Meerane bestritten werden. Es wurde aber keine einzige Kugel geworfen, kein einziger Kegel war an diesem Tag gefallen. Das Spiel musste abgesagt werden und ist auf einen noch unbestimmten Termin verschoben. Niederfrohna konnte nicht antreten. Es waren nicht genügend Spieler verfügbar. Bei den Niederfrohnaer Keglern herrscht seither eine trübselige Stimmung. Wir wissen nicht, wie lange wir noch am Wettkampfbetrieb teilnehmen können. In den letzten Jahren wurde keine zweite Mannschaft mehr gemeldet, weil sich mehrere unserer Spieler in Elternzeit befanden oder durch Krankheit ausgefallen waren. Aber Ende 2023 sah es dann besser aus. Bei der Weihnachtsfeier waren sich alle einig, dass man in der nächsten Saison wieder so gut aufgestellt wäre, dass man dem Kreissportbund zwei Mannschaften für die Wettkampfteilnahme melden könnte. Der Kegelsport in Niederfrohna wurde 1998 hauptsächlich durch die Sportler aus dem Limbacher „Stadt Mannheim“ in die Jahnburg getragen. Die Kegelbahnweihe war am 14.11.1998. Der Bau der Kegelbahn ist maßgeblich dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Klaus Kertzscher zu verdanken. Das Stadt Mannheim wurde geschlossen und ist mittlerweile abgerissen. Die Limbacher Kegler fanden in Niederfrohna ihre neue Spielstätte. Zu dieser Zeit hatte die neue Anlage auch 6 Jugendliche aus Niederfrohna angelockt, 2004 weitere 2. Es war die Zeit, in der die Sektion Kegeln am stärksten besetzt war. Man konnte 3 Mannschaften stellen, eine Frauen- und 2 Männermannschaften. Wer freitags spät zum Training kam, dem war nicht garantiert, dass er auch trainieren konnte, weil so viele Spieler da waren. Der damalige Mannschaftsleiter Friedhelm Sauer und unser Trainer Reinhard Pilz sind mittlerweile inaktive Vereinsmitglieder. Harry Jerke, ehemaliger Mannschaftsleiter und ein bemerkenswerter Kegler, wurde im August diesen Jahres beigesetzt. Mittlerweile sind mehr als die Hälfte derer, die 1998 vom Stadt Mannheim in die Jahnburg gewechselt sind, verstorben. Von den 6 Männern, die 1999 im Jugendalter zum Kegeln gestoßen waren, ist heute nur noch einer geblieben. Weitere Spieler sind weggezogen oder haben den Verein aus anderen Gründen verlassen.Zwischen 2020 und 2024 hatte sich die 1. Mannschaft in die 2. Bezirksklasse gekämpft. Das hieß aber neben dem höheren Leistungsniveau auch längere Anreisen und starke, ehrgeizige Gegner. In der letzten Saison war es deshalb manchem recht, wenn die Mannschaft wieder in die Kreisliga absteigen würde. Für die Niederfrohnaer sind angenehme, freundschaftliche Wettkämpfe wichtig, bei denen man andere Sportler trifft und andere Kegelbahnen kennenlernt. Es steht nicht an erster Stelle, bei jedem Wettkampf siegreich zu sein. Nachdem man bis Saisonende verlässlich den letzten Tabellenplatz innehatte, wurde der Abstieg in den Kreis nun Realität. Die 1. Mannschaft spielt die Saison 24/25 wieder in der 1. Kreisliga, die neu gemeldete 2. Mannschaft beginnt in der 2. Kreisklasse. In beiden Spielklassen dürfen Frauen und Männer gemeinsam antreten. Auf Bezirksebene war das nicht möglich. Auf Kreisebene hat man damit schon seit geraumer Zeit auf die abnehmende Zahl an Kegelsportlern reagiert. Die 6 Spieler der diesjährigen 1. Mannschaft wurden gewählt, weil sie zu den Verbliebenen gehören, die noch zuverlässig alle Wettkämpfe bestreiten können. In der 2. Mannschaft sind 9 Frauen und 4 Männer gemeldet. So stehen theoretisch genügend Spieler zur Verfügung. Falls nötig dürfen diese Spieler auch in der 1. Mannschaft aushelfen. Es kann immer vorkommen, dass Spieler aus persönlichen Gründen zu einem Wettkampftermin keine Zeit haben. Mehrere Spieler können aber aus körperlichen Gründen nicht dauerhaft im Wettkampfbetrieb eingesetzt werden. Manche haben gebeten, nur im Notfall eingesetzt zu werden. Leider wird einer unserer besten Kegler H. Hübner, der trotz seiner 73 Jahre über eine exzellente körperliche Fitness verfügt, wegen einer Operation für einen Großteil der Hinspielrunde ausfallen.Am 1. Spieltag konnte die 2. Mannschaft niemanden abtreten, da deren Auftaktspiel am selben Wochenende stattfand. Auch von unseren Ersatzspielern war zu diesem Termin niemand einsatzbereit. Es wäre falsch gewesen, wenn Spieler der 2. Mannschaft bei der 1. ausgeholfen hätten und damit deren Auftaktspiel verschoben oder abgesagt worden wäre. Nach der anfänglichen Euphorie über einen Neubeginn mit zwei Mannschaften, waren wir nicht bereit, dass sich beide Mannschaften gleich zu Beginn gegenseitig die Spieler streitig machen.Das Debakel zum Saisonauftakt macht nachdenklich, fast schon verzweifelt, ganz besonders unseren Sektionsleiter Sebastian Franz, der zugleich noch die Mannschaftsleitung von unseren Seniorenkegler Dr. P. Lindner übernehmen musste, der sich aus Altersgründen von dieser Position zurückgezogen hatte. Die Mannschaftsleitung der 2. Mannschaft hat Heike Franz, die gute Seele der Kegelfrauen, übernommen. Sie hatte auch schon die Mannschaftsleitung bei der ehemaligen Frauenmannschaft inne. Man versucht nun zu analysieren, warum wir nicht mehr spielfähig sind, warum der gesamte Kegelsport im Niedergang ist.Das Kegeln hat ein schlechtes Image. Man bekommt manchmal gesagt, Kegeln sei kein richtiger Sport, aber das ist nicht richtig und wir betreiben diesen Sport mit Ernsthaftigkeit. Wir versuchen konzentriert und ausdauernd unsere 120 Wurf in gute Ergebnisse zu verwandeln. Kegeln ist körperlich anspruchsvoll, aber gehört nicht zu den anspruchsvollsten Sportarten. Man kann es auch bis ins hohe Alter betreiben. Die besondere Herausforderung liegt im hohen Maß an Konzentration um eine Konstanz im Bewegungsablauf zu schaffen. Man muss anlaufen wie beim Sprint, auf seine Schritte, den Oberkörper, auf Arm, Hand und Ablage achten und dabei mit einer knapp 3 kg schweren Kugel hantieren. Kegeln ist somit eine Mischung, bei der körperliche Fitness und Geschicklichkeit einfließen. Eine spezielle Technik gibt es nicht. Die Grundlage guter Kegler ist es, jede Kugel gleichbleibend nach vorn zu bringen. Dabei ist es nicht nötig mit viel Kraft und möglichst straff zu spielen. Man muss stattdessen jeden Aspekt des eigenen Bewegungsablaufes bewusst wahrnehmen und kontrollieren. Bei Kindern und Jugendlichen scheint das Interesse am Sport stetig abzunehmen. Das Vereinsleben ist ein Ausgangspunkt, gleichsam für den Sport als auch für Gesellschaft und Gemeinschaft. Leider ist es nicht einfach, zu ergründen, warum die Interessen der Heranwachsenden heute anders liegen, warum deren Freizeitgestaltung teilweise anders aussieht. Es ist schwer zu akzeptieren, dass eine Vielzahl der Jüngeren ihre Freundschaften lieber unverbindlich über digitale Plattformen pflegen und ihre Unterhaltung aus kurzen Videoschnipseln vom Mobilgerät beziehen.Bei Freizeitspielern ist seit Jahren das amerikanische Bowling deutlich populärer. Es ist erstaunlich, dass zwei derart ähnliche Sportarten ein unverkennbar unterschiedliches Image haben. Die Kugeln beim Bowling sind größer, dadurch ist die Trefferwahrscheinlichkeit höher. Zudem sind die Kugeln leichter zu handhaben, weil sie Löcher für die Finger haben. Vielen Kegelanfängern merkt man an, dass sie Angst haben, ihnen könnte jederzeit die Kugel entgleiten. Beim Bowling stehen die 10 Pins viel enger als die 9 Kegel beim Kegeln. Dadurch erhöhen sich die Fallzahlen. Einem Bowlinganfänger wird so immer ein größerer Erfolg suggeriert als einem Kegelanfänger, weil einfach viel mehr Kegel umfallen. Umgekehrt erscheint es erfahrenen Keglern auf einer Bowlingbahn immer so, als ob ein Großteil der Pins wie von allein umfallen. Bowling hat sich zum angesagten Trendfreizeitsport entwickelt. Die komplexe Zählweise mit Mehrfachzählung bei Strike oder Spare muss den Spieler nicht interessierten, der Bahncomputer rechnet die Spielergebnisse ja aus. Unkompliziert können die Spieler gegeneinander wetteifern. Kegeln hingegen gilt als angestaubt. Kegelbahnen sind keine kunterbunten Spielstätten mit verschiedenen Soundeffekten und lustig animierten Bowlingpins, die über die Bildschirme springen. Das lässt Bowling freundlicher erscheinen, aber vor allem unverbindlicher. Kegelbahnen sind eben auch Wettkampforte. Dennoch bringt kaum ein Laie das Kegeln mit Leistungssport in Verbindung. Aber man kann als Freizeitspieler auf einer Kegelbahn ebenso einen vergnüglichen Abend erleben, wie auf einer Bowlingbahn. Auch neue Kegelbahnen sind ausgestattet mit moderner Rechen- und Anzeigetechnik. Es sollte nicht abschrecken, dass man auf einer Kegelbahn dennoch eine Kreidetafel vorfinden kann.Der Kegelsport in Niederfrohna ist am Scheidepunkt. Die letzten verbliebenen Kegler von der Senioren- und der alten Männermannschaft sind krankheits- oder altersbedingt nicht mehr in der Lage regelmäßig zu trainieren oder gar bei Wettkämpfen anzutreten. Mit unseren jüngeren Keglern allein, alle nunmehr Ü30, können wir keine Mannschaft mehr füllen. Langjährige gute Kegler, die uns nach ihrer Familiengründung nur zeitweise verlassen wollten, haben nicht zum Kegeln zurückgefunden. Unsere Senioren werden immer weniger. Wir haben häufig um Neuzugänge geworben. Von allen Interessenten ist aber seit 2007 keiner dauerhaft geblieben.Mit jedem Einzelnen, der wegfällt, stirbt stückweit auch die Leidenschaft und Begeisterung für diesen Sport und die Überzeugung, diese an die nächste Generation weiterzutragen. Ohne Interesse am Kegelsport und Zulauf in unseren Sportverein wird der Kegelsport in Niederfrohna in wenigen Jahren nicht mehr präsent sein. Bestenfalls können sich die Kegler dann noch zum Freizeitsport treffen. Wer Interesse am Kegelsport hat, selbst wenn er nicht zum Wettkampfkegler werden möchte, kann den Sportverein Niederfrohna besuchen. Es gibt auch die Möglichkeit zu einem Probetraining. Eine vorherige Anmeldung ist nicht nötig. Unsere Trainingszeiten sind (Frauen) dienstags von 16 bis 19 Uhr und (Männer) freitags von 18 und 21 Uhr. Wer die Kegler beim Heimwettkampf unterstützen möchte, findet die Termine unter nachfolgendem QR-Code.Alte Tugenden, altes Handwerk, Handarbeiten oder Sportarten erleben manchmal einen Aufschwung, manchmal werden sie wiederbelebt, wenn sie eigentlich schon als vergessen galten. Es wäre schade, wenn Leute irgendwann das Kegeln wiederentdecken, es aber keine aktiven Kegler mehr gäbe.
Text: Maik Haberland, 06.10.2024