Kegler auf der Donauwelle – Zweiter Reisebericht aus Wien
Am 08. Mai waren die Kegler vom SVN zum zweiten Mal unterwegs in die österreichische Donaumetropole. Das Ziel der Reise war, wie schon vor 2 Jahren, die Teilnahme am Internationalen Frühlingsturnier im Prater in Wien. Ausrichter ist der KSV Wien, der auch in der österreichischen Kegelbundesliga spielt. Besonders stark vertreten sind Teilnehmer aus dem süddeutschen Raum, aus Tschechien, der Slowakei und natürlich aus Österreich. Es standen aber auch auffallend viele Mannschaften aus Sachsen auf der Teilnehmerliste, z.B. aus Dresden, Plauen, Jößnitz, Chemnitz-Siegmar, Zwickau, Taucha, Pirk oder Treuen. Aus Niederfrohna sollten eigentlich 8 Kegler mitreisen, so viele wie der geräumige SVN-Bus befördern kann, wegen eines Krankheitsfalles waren es dann aber nur 7. Niederfrohna war für Freitag den 09.05. in der Zeit von 18 bis 22 Uhr aufgestellt. Keiner der Spieler war mit dem Vorsatz mitgereist, auf der Wiener Bahn Bestwerte zu erzielen. Das ist bei der Menge und der großteils hohen Spielqualität der Sportler unmöglich. Allein die Teilnahme an einem Ereignis dieser Art ist Grund genug.

In Verbindung mit einer Reise in eine der schönsten Städte weltweit wurde sie zum einzigartigen Erlebnis (auch beim zweiten Mal). Mit der Straßenbahn und reichlich Zeitreserve in der weitläufigen Sportanlage des KSV angekommen, wurden wir herzlich begrüßt und konnten zunächst noch den 8 slowakischen Spielern von Viga Hlohovec bei ihren Wertungsläufen zuschauen. Bei den darauffolgenden 4 Durchgängen teilten sich jeweils 2 Spieler von Niederfrohna und 2 Spieler vom KSV Wien die 4-Bahn-Anlage. Da wir nur 7 Mann waren, durfte Denny Held zweimal spielen.

Das Spiel von Andre Wiesner wurde nach 18 Wurf verletzungsbedingt durch Sebastian Franz fortgesetzt. Die Spielergebnisse von Niederfrohna waren durchwachsen. Bester Spieler war Sandy Rothe mit 584 Holz (Gesamtplatz 17 von 187 der Senioren, Herren). Im direkten Vergleich mit den Wiener Spielern war deren überlegene Spielweise auffällig: sehr präzise, konstant, straff, mit sehr vielen Neunen. Auch bei Niederfrohna fielen viele Neunen, nur bedeutend weniger als bei Wien.

Die Kegel rutschten extrem über den Vierpass, man konnte sogar über die Prallwände spielen. Solche Bahnverhältnisse bietet die Niederfrohnaer Kegelbahn nicht. Wir konnten daher die Gegebenheiten auf der fremden Bahn nicht für uns nutzen. Im Spiel auf das volle Bild waren die Niederfrohnaer Ergebnisse gar nicht so schlecht im Vergleich zu anderen. Sandy Rothe (584 Holz gesamt, 399 Holz in die Vollen) hatte mehr Holz in die Vollen als der beste Spieler des Turniers aus Wien, Matthias Richter (692 Holz gesamt, 386 Holz in die Vollen). Den Unterschied macht das Spiel in die Abräumer. Zur Erklärung: Bei Wertungsläufen werden 60 Wurf ins volle Bild und 60 Wurf in die Abräumer gespielt. Erzielt man zum Beispiel ins volle Bild mit jedem Wurf eine 8, so hat man einen Schnitt von 8 Holz. Erzielt man beim Spiel auf die Abräumer immer eine 8 so hat man einen Schnitt von 4,5 Holz, denn jeder zweite Wurf geht auf nur einen Kegel. Deshalb haben Neunen in die Abräumer so ein Gewicht, sie treiben den Schnitt nach oben. Darauf sind die Wiener Profis trainiert und dafür ist die Wiener Bahn ausgelegt. Maik Haberland blieb mit 526 Holz unter den Erwartungen. Ausgerecht er hatte als direkten Gegner Matthias Richter, der mit 692 Holz den vorläufigen Turniergesamtrekord erzielt hatte. Gegen einen Spieler dieses Formats zu spielen ist entmutigend. Zum Turnierende war Matthias Richter Zweitplatzierter, das beste Ergebnis zu Abschluss des Turniers war 700 Holz. (Zum Vergleich: Der Bahnrekord in Niederfrohna liegt bei 572 Holz.) Anbei noch die Ergebnisse der anderen Spieler: Sebastian Franz 543 Holz, Denny Held 485 Holz, Harald Hübner 518 Holz, Peter Lindner 499 Holz. In der Mannschaftswertung der Männer landete der SV Niederfrohna I mit 2171 Holz auf Platz 46 von 100 Mannschaften, der KSV Wien I mit 2413 Holz auf Platz 3 und den 1. Platz belegte der KSK Union Orth I mit 2532 Holz.

Die übrige Zeit haben wir selbstverständlich genutzt, um die Stadt zu erkunden. Gleich am Freitagvormittag waren wir ohne festes Ziel durch den 1. Bezirk spaziert und im Stadtpark auf dem sogenannten Genussfestival gelandet, einer Veranstaltung mit unzähligen kleinen Ständen, an denen österreichische Hersteller Feinkost und Delikatessen anbieten. Angenehm, zufällig auf diese Schlemmermeile zu stoßen. Auch am Samstag hatten wir einen kleinen Spaziergang unternommen, nur auf der anderen Seite des Rings. Der Innere Ring umschließt den 1. Bezirk. An ihm liegen wichtige Gebäude und Sehenswürdigkeiten, wie an einer Perlenschnur: Universität, Burgtheater, Rathaus, Volksgarten, Parlament, Naturhistorisches- und Kunsthistorisches Museum, Hofburg, Staatsoper. Es fehlte die Zeit, um auch nur eine der Sehenswürdigkeiten von innen zu besichtigen.

Andererseits wäre es schade gewesen, nicht das sonnige Wetter genießen zu können. Wo ein Besuch immer lohnt, ist eine der vielen Würstelbuden. Die haben sogar nachts geöffnet. Wer es etwas vornehmer möchte, besucht eine der typischen Wiener Gaststätten. Schnitzel, die auch den Tellerrand verdecken – köstlich. Nicht zu vergessen, die Beilage muss manchmal extra bestellt werden, sonst hat man zu seinem Schnitzel nicht mehr, als einer Scheibe Zitrone. Im 1. Bezirk ist alles etwas teurer. Im Kneipenviertel wurden wir (wir Sachsen) von Spaniern angesprochen, wo man in Wien günstig feiern gehen könne. Unsere fachmännische Auskunft: nirgends.

Ein Besuch in einem der vielen Kneipen, Pubs und Clubs lohnt dennoch. Sie haben Auswahl, Stil und Ambiente. Schon im Voraus war für Samstagnachmittag eine Schifffahrt über die Donau geplant. Der 1. Bezirk endet mit dem Franz-Josefs-Kai am Donaukanal. Die Anlegestelle am Kai war in unmittelbarer Nähe zum Hotel. Donaukanal und Donaufluss umschließen den 2. Bezirk (Leopoldstadt mit Prater). Diese Rundfahrt war gebucht und sie führte aus dem Zentrum heraus, vorbei an den riesigen Industrieanlagen von Simmering auf der einen und den Angelplätzen des Praters auf der anderen Seite direkt in die eigentliche Donau. Donauaufwärts muss man zuerst durch die riesige Schleuse, danach breitet sich der mächtige Strom kerzengerade vor einem aus. Gänzlich entspannt geht es vorwärts, während langsam die Donauauen, Brücken und Hochhäuser am Ufer vorüberziehen, im Hintergrund liegt die Silhouette der Donaumetropole vor den letzten Alpenausläufern. Am späten Sonntagnachmittag waren wir dann wieder zurück von unserer Reise in eine der schönsten Städte und zurück im schönsten Dorf.
Text: Maik Haberland