Unser Beitrag für „so geht sächsisch“

Im März entdeckten wir die Ausschreibung zum neuen So geht sächsisch Wettbewerb. In diesem Jahr wird ein kreativer Beitrag zum Fotowettbewerb unter dem Motto „Wir sind noch da“ eingefordert, der zugleich die Jüngsten und Ältesten im Sportverein zeigt.

Die Collage aus gesammelten Fotos, Kalenderblättern und Screenshots wird durch einen Textbeitrag von Maik Haberland unterstützt.

Unser Wettbewerbsbeitrag zum Vereinssportwettbewerb von so geht sächsisch

Portrait einer Sektion in ungewöhnlichen Zeiten 

„Lang machen! Unten bleiben! Vorbringen! Das muss manchmal weh tun!“ – Wettkampfkegeln ist nicht einfach, kann zu weil auch hart sein. Der Sportverein Niederfrohna hat eine Sektion für den Kegelsport. Was uns in der vergangenen Zeit wirklich herausgefordert hat, waren aber nicht die sportlichen Herausforderungen. Was haben wir erlebt in 2 Jahren voller pandemiebedingter Trainings- und Wettkampfunterbrechungen? – Zeitweilige Diskussionen über die Notwendigkeit der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie.

Abwägungen über die Sinnhaftigkeit der vorgegebenen Einschränkungen. Ärger über eine teils nicht mehr durchschaubaren Flut von Verordnungen. Manchmal Streit, manchmal Verbitterung, manchmal Bedauern. „Warum darf man das dort, aber hier nicht?“, „Was soll das nun wieder bewirken?“, „Warum darf der kommen, der andere aber nicht?“ und sogar „Wann sehen wir uns endlich mal wieder zum Training?“ Wir sind eine Mannschaft. Eine Mannschaft ist ein soziales Gebilde. Man weiß, was es bedeutet, sich sozial zu verhalten und man ist auch bereit, die eigenen Belange zurückzustellen. – Anstrengen, weil der andere im Wettkampf einen schlechten Tag hatte. In der anderen Mannschaft aushelfen, weil jemand krank geworden ist. Unterstützung im Training um den Fehler zu finden, der dem Freund das Spiel verdirbt. Besorgungen, Fahrten, Aufgaben, manchmal auch nur eine nette Ermutigung. Doch was geschieht, wenn der soziale Zusammenhalt vorhanden ist, aber die Freiheit, diesen praktisch auszuüben, zeitweise genommen wird. Es geht etwas verloren, wenn dieses Gefüge ständig zerrissen wird und sich neu finden muss. Der Kegelsport profitiert nicht von großer Popularität wie Handball oder Fußball. Selbst der Fussball hat seine Probleme, Nachwuchs für sich zu gewinnen. Wir halten an unserem Sport fest, obwohl wir noch viel größere Probleme als andere Sportarten haben, junge Generationen für unseren Sport zu begeistern. Wir wollen, dass auch die ältere Generation so lange wie möglich im Sport aktiv bleibt. Wir wollen, dass uns diese Generation erhalten bleib, die uns an den Sport herangeführt hat, ihn uns beigebracht hat. „Wer rastet der rostet.“ Wer den Bewegungsaparat nicht mehr trainiert, der wird im gehobenen Alter sich umso schneller in seiner Leistungsfähigkeit zurückentwickeln. Ein Rückstand, der für ältere Sportler häufig nicht wieder kompensiert werden kann und dann den Grund für die Entscheidung bildet, den Sport ganz fallen zu lassen. Kegeln ist ein Sport, der bis ins Seniorenalter ausgeübt wird.

Wir mussten beobachten, dass Sportfreunde im Laufe der vergangenen 2 Jahre den Sport haben ruhen lassen. Wir suchen nach Anreizen, auch diesen wieder Grund zu geben, aktiv zu werden. Die Sektion Kegeln im Sportverein Niederfrohna besteht seit 1998, dem Jahr der Einweihung der Kegelbahn. Die Tradition für das Kegeln in Niederfrohna und Limbach-Oberfrohna besteht aber schon viel länger und wurde 1998 von Limbacher Keglern nach Niederfrohna getragen, die ihre Mannschaft in der Limbacher Sportstätte „Mannheim“ auflösten und im Sportverein Niederfrohna mit seiner damals frisch fertiggestellten Kegelbahn neu formierten. Auch diesen Sportlern der „alten Männermannschaft“ möchten wir Anerkennung entgegenbringen. Und wir möchten diese Bahn pflegen. Eine Bahn, die beinahe ein Alleinstellungsmerkmal im Kreis, vielleicht sogar im Bezirk hat. Unser Gegner würden es vielleicht so ausdrücken: „Hier fällt doch nichts!“. Wir drücken es anders aus: „Wer bei uns gut spielt, kann wirklich kegeln.“ Unsere Bahn ist ehrlich. Sie macht keine Geschenke. Keine federnden Prallwände, kein polierter Vierpass, kein Gleitmittel. Was umfällt, das liegt und reißt nicht im Rutschen noch andere Kegel mit. Extrem hohe Zahlen spielt man bei uns nicht. Und vor allem nicht unsere Gegner. Die gehen meist resigniert von der Bahn, aber selten siegreich. Wir möchten den Kegelsport pflegen und weiterführen. Das Bild vom Kegeln als anspruchsloser Freizeitsport ist falsch und wird häufig auch noch mit Bowling verwechselt. Kegeln kann nämlich auch Leistungssport sein, der eine gute Fitness voraussetzt, den Einsatz des gesamten Körpers bedarf und viel Konzentration erfordert. 120 Wurf macht jeder Spieler im Wettkampfbetrieb. Kein Aspekt am Spiel ist so wichtig, wie durchweg konzentriert eine konstante Kugel zu spielen. Nur auf diese Weise könnten gute Ergebnisse erzielt werden. Sauberes Anlaufen zum Abgabepunkt, die Kugel über die Mitte spielen, niemals übertreten, die Kugel lange und gerade in der Hand führen, keinen Drall mit der Hand versetzen, den Oberkörper bei der Ablage unten behalten um nicht mit der Schulter zu verreißen. Wettkampfspieler wissen, dass es nicht einfach ist, sich die Kondition und Konzentration so zu bewahren, dass das auch noch beim 120sten Mal klappt. Was ist geblieben vom Niederfrohnaer Kegelsport? Aus ehemals zwei Männermannschaften und einer Frauenmannschaft sind zwei Mannschaften geworden: die Erste Mannschaft, in der nur Männer spielen dürfen (Warum eigentlich?) und die Zweite Mannschaft, in der Frauen und Männer spielen dürfen. Die zweite Mannschaft hat seit Pandemiebeginn zwei Saisons hinter sich, die beide nach etwa dem ersten Drittel abgebrochen wurden.

Die Erste Männermannschaft hat 2020 den Aufstieg vom Kreis in den Bezirk geschafft. In der ersten Saison schaffte man den Klassenerhalt; nicht, weil man sich spielerisch durchgesetzt hatte, sondern weil die Saison pandemiebedingt ergebnislos abgebrochen wurde. Die zweite Saison wurde nicht abgebrochen, aber unterbrochen. Die Erste Mannschaft wird den Klassenerhalt schaffen, das steht schon fest. Wir können ja kegeln – wir haben die passende Bahn dafür. Zweifellos ist ein Schwund zu beklagen. Manch einen verhindern gewisse Alterserscheinungen, andere hatten eine Operation, wieder andere kümmern sich erstmal um ihre noch junge Familie. All denen möchten wir zeigen: Wir sind noch da und Ihr seid immer willkommen. Allen anderen, denen der Sportverein Niederfrohna noch nicht bekannt oder der Kegelsport noch nicht vertraut ist möchten wir sagen: Wir machen hier anspruchsvollen Sport in einem angenehmen Umfeld unter netten Leuten und freuen uns über Zulauf. 

Das Preisgeld im Rahmen der Aktion „So geht sächsisch“ möchten wir verwenden um Renovierungsarbeiten an unserer Kegelbahn durchzuführen und um neue Trainingsanzüge für unsere Mitglieder zu beschaffen. Auf diese Weise soll die Attraktivität der Anlage gesteigert werden und andererseits die qualitative Außenwahrnehmung der Mannschaft gesteigert werden. Sofern möglich sollen alle Mitglieder der Sektion Kegeln neue Sportbekleidung erhalten, nicht nur die aktiven Wettkampfspieler. Auf diese Weise können wir das Zusammengehörigkeitsgefühl nochmal steigern.

Niederfrohna, 27.04.2022gez. M. Haberland

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